Krankengymnastik nach Bobath

Entwicklung des Bobath-Konzeptes
Das Bobathkonzept wurde von Berta Bobath (Physiotherapeutin und Gymnastiklehrerin) und ihrem Mann Dr. Karl Bobath (Neurologe und Psychiater) entwickelt. Durch die vielfältigsten Beobachtungen von bewegungsgestörten Patienten von Berta Bobath und die wissenschaftlichen Arbeiten von Dr. Karl Bobath entstand dieses Konzept. Das Bobathkonzept ist wie der Name schon sagt, keine Methode, sondern ein offenes Konzept, da dieses sich in ständiger Weiterentwicklung befindet.
Das Bobath-Konzept als ganzheitliche Therapie
Das Bobathkonzept beinhaltet eine ganzheitliche und funktionelle Förderung und Therapie von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Bewegungsstörungen. Dabei ermöglicht es die Individualität des Patienten. In der Therapie findet immer das Handeln des Patienten Beachtung, was er in seinem Umfeld und Alltag umsetzen und gebrauchen kann, d.h. die Behandlung orientiert sich an den Bedürfnissen und Problemen des Patienten. Dieser wird an seiner Entwicklungsstufe abgeholt und innerhalb der Behandlung wird an der Verbesserung der Qualität der Bewegungen gearbeitet. Durch den ganzheitlichen Therapieansatz muss der Patient mit all seinen Unzulänglichkeiten und Möglichkeiten (z.B. motorische Probleme, Wahrnehmungsprobleme, Konzentrationsprobleme, Motivationsmangel,…) betrachtet und behandelt werden.

Befund und Therapieansatz des Bobath-Konzeptes
Voraussetzung für diese neurophysiologische Therapieform ist das Erheben eines funktionellen Befundes innerhalb der Behandlung und das Wissen über die normale Bewegungsentwicklung (beginnt schon im Mutterleib), an der sich das Konzept orientiert. Hat der Therapeut das Hauptproblem des Patienten erkannt, muss er sich für ein methodisches Vorgehen entscheiden und die Behandlungstechniken präzise anwenden. Dabei ist aber wichtig, dass die Behandlungstechniken trotzdem sehr variabel sind, an die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst werden und auch entsprechend der Rückantwort des Patienten während der Behandlung verändert werden können.
Die Behandlung erfolgt also im funktionell tonischen Dialog. Dabei wird immer die Optimierung der Bewegungsqualität angestrebt infolge einer besserten Haltungskontrolle und verbesserter selektiver Bewegung. Weiterhin ist es wichtig, dass ein frühzeitiger Aufbau von Gleichgewichts- und Stellreaktionen erfolgen muss, damit nicht persistierende frühkindliche Bewegungsmuster zur Hilfe herangezogen werden müssen. Dadurch lassen sich wiederum manche Sekundärprobleme wie Kompensationen, Fixationen, Kontrakturen, etc. vermeiden. Die Besonderheit des Konzeptes ist die frühzeitige Vertikalisierung des Menschen im Raum, da das größte Problem oft die Haltungskontrolle gegen die Schwerkraft ist.

Indikationen für das Bobath-Konzept
Um die Plastizität des Gehirns optimal auszunutzen ist ein früher Behandlungsbeginn von sehr großem Vorteil. Deshalb sollte angestrebt werden, z.B. Kinder mit neurologischen Erkrankungsbildern, Entwicklungsverzögerungen, orthopädischen Erkrankungen (z.B. Hüftdysplasie, Asymmetrien, …) sofort nach der Geburt mit diesem Konzept zu behandeln.