Vojta-Therapie

Entwicklung des Vojta-Konzeptes

Die Therapiegrundlage für das Vojta-Prinzip sowie die Frühdiagnostik von Haltungs- und Bewegungsstörungen im Säuglingsalter wurde von dem Neurologen Dr. V. Vojta zwischen 1950 und 1970 entwickelt. Er entdeckte, dass man in die Steuerung des Gehirns eingreifen kann, um die Haltung und Bewegung des menschlichen Körpers zu beeinflussen. Die dabei entstandenen Bewegungen konnten von Dr. Vojta regelmäßig wieder provoziert werden und wurden Reflexfortbewegung genannt.

Was beinhaltet die Vojta- Therapie?

Bei der Vojta- Therapie werden normale Bewegungsabläufe wie zum Beispiel Greifen, Krabbeln oder Laufen nicht trainiert. Diese Therapie soll vielmehr das Gehirn aktivieren, angeborene und abgespeicherte ideale Bewegungsmuster in Gang zu bringen und als koordinierte Bewegung am Bewegungsapparat umzusetzen. Bei Kindern mit Schädigungen am Haltungs- und Bewegungsapparates sowie des zentralen Nervensystems, egal welcher Ursache, können diese angeborenen Bewegungsmuster nicht vollständig eingesetzt werden.
Um die abgespeicherten Bewegungsmuster zu aktivieren, werden in bestimmten Ausgangslagen über genau definierte Zonen, die sich am Rumpf oder den Extremitäten befinden, Reize gesetzt. Diese bewirken ein reflexartiges Haltungs- und Bewegungsmuster, welches den gesamten Körper erfasst (globales Muster): das Reflexumdrehen und Reflexkriechen. Diese beinhalten alle Komponenten für jede Fortbewegung des Menschen. Durch das wiederholte Auslösen an den Zonen werden blockierte Nervenbahnen wieder „freigeschalten“ bzw. neue Nervenbahnen angeregt. In der Folge werden Aufrichtungsbewegungen und kommunikative Fähigkeiten deutlich positiv beeinflusst. Auch nach der Behandlung bleibt das verbesserte Bewegungsniveau für einige Zeit erhalten und muss durch wiederholte Zonenauslösung immer wieder angeregt werden. Dadurch ist es möglich, dass der Patient den ganzen Tag verbesserte Haltungs- und Bewegungsmöglichkeiten hat und diese auf Dauer in seine Spontanmotorik integriert.

Wirkung der Vojta-Therapie

Eine komplexe Wirkung wird beim Patienten durch die Vojta-Therapie erzielt. Um einige Beispiele aufzuzählen:

  • Die Wirbelsäule streckt sich und dadurch kann der Kopf freier bewegt werden. Außerdem erfolgt die Zentrierung der Gelenke, besonders an Hüfte und Schulter mit der Rolle als Schlüsselgelenk. Dadurch können z.B. die Hände gezielter für die Feinmotorik eingesetzt werden.
  • Durch die Auslösung der Zonen können die Saug-, Schluck- und Kaubewegungen erleichtert werden.
  • Die Atmung des Patienten wird tiefer und gleichmäßiger.
  • Die regulierenden Funktionen von Darm und Harnblase werden aktiviert.
  • Die körpereigene Wahrnehmung wird verbessert.

Indikationen für die Vojta-Therapie

Um die Plastizität des Gehirns optimal auszunutzen ist ein früher Behandlungsbeginn von sehr großem Vorteil. Das Zentralnervensystem ist im Säuglingsalter noch sehr formbar, so dass die jeweiligen Nervenbahnen oft nur „blockiert“ sind, aber noch verfügbar sind. Des Weiteren haben sich die abnormalen Bewegungsmuster noch nicht so stark festgesetzt. Deshalb sollte angestrebt werden, z.B. Kinder mit

  • neurologischen Erkrankungsbildern (infolge von Hirnschädigungen oder peripheren Lähmungen an Armen und Beinen)
  • Entwicklungsverzögerungen
  • orthopädischen Erkrankungen (z.B. Hüftdysplasie, Asymmetrien, Skoliosen …)
  • Muskelerkrankungen
  • Problemen der Atmungs-, Schluck- und Kaufunktion o.a. so frühzeitig wie möglich nach der Geburt mit dem Vojta-Konzept zu behandeln.